Ein ungeschminkter Blick hinter die Kulissen von Politik, Presse und Interessenvertretung

Trigger-Warnung: Der nachfolgende Text könnte für Empörung sorgen. Es ist nur meine Meinung – jeder darf seine eigene haben 😉

Als Bürgermeisterkandidat kommt man viel herum und lernt ständig neues dazu. Man erfährt auch am eigenen Leib, wie Teile der Presse Klicks und Auflage generieren wollen, und es dann nicht mehr ganz so genau mit den Fakten nehmen. Man kann sehen, wie eine Aussage im Doppelspiel zwischen Zeitung und Interessenvertretern völlig sinnentleert wird. Es ist nicht das Ziel in der Sache weiterzukommen und sachlich zu berichten, sondern einem Kandidaten, in diesem Fall mir, zu schaden. In der Fachwelt nennt man so etwas „niederschreiben“. Wie verzweifelt müssen lokale Blätter sein, wenn sie so etwas nötig haben und so in einen Wahlkampf eingreifen? Welche Absicht steckt dahinter?

Was ist konkret passiert? Mir ist die Jugend wichtig. Muss man mir nicht glauben, ist aber so. Ich habe eine 17-jährige Tochter und denke auch an deren Zukunft. Ich dachte mir, wie kann ich die jungen Leute erreichen und mit ihnen in den Dialog kommen. Also habe ich die Möglichkeit genutzt, die das Gesetz mir bietet und einen direkt adressierten Brief an alle jungen Leute zwischen 16 und 30 geschrieben. Dass es hierzu in den Sozialen Medien (sic!) teilweise gekünstelte Empörung gab, ist eine Pointe für sich: Denn im Zweifel wissen Instagram, Facebook, Telegram und Konsorten deutlich mehr über uns, als wenn die Daten für ein harmloses Direct-Mailing verwendet werden. Im Übrigen bin ich gesetzlich verpflichtet, die Adressdaten nach der Wahl zu löschen und außerdem können sich alle anderen Kandidaten die Adressen ebenfalls besorgen.

Jedenfalls beginnt mein Schreiben an die jungen Leute mit der Aussage: „Gerade an den Wochenenden ist das Angebot im Jugendfreizeitzentrum (JFZ) noch ziemlich ausbaufähig. Das war auch vor Corona schon so. Eine Umfrage unter jungen und jung gebliebenen Menschen wäre ein guter Anstoß für ein neues Konzept. Denn auch Corona wird irgendwann vorbei sein und dann wird wieder unbeschwert gelacht, getanzt und gefeiert.“

Das JFZ habe ich als Beispiel genommen, um zu zeigen, wie wichtig es ist, dass auch junge Leute von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Ich benenne einen Sachverhalt (Angebot ausbaufähig), den viele junge Leute so sehen und liefere eine Idee (Umfrage), wie man dazu kommen kann das Angebot zu erweitern. Wenn es einem um die Sache ging, könnte man jetzt über meinen Vorschlag diskutieren und allgemein darüber sprechen, wie man diese Stadt attraktiver für junge Leute macht.

Wenn es einem nicht um die Sache geht, sondern mich und mein Schreiben diskreditieren will, dann muss man in den Krümeln suchen und die zu einem schmackhaft-bissigen Kuchen aufbauschen. Genau das haben einige Verantwortliche vom JFZ gemeinsam mit der MOZ gemacht. Dass der Vorsitzende des JFZ vorher mal Redakteur bei der MOZ war, ist sicher kein Zufall. Jedenfalls habe ich schon einige inhaltliche Pressemitteilungen (Atomendlager, Corona, Sicherheit) an die MOZ geschickt, von denen keine abgedruckt wurde. Wenn aber eine harmlose und wahre Aussage „ausbaufähiges JFZ-Angebot“ in einem Brief steht, dann ist das ein willkommener Aufhänger, um die Empörung in Gang zu setzen.

Meiner Ansicht nach sind meine Aussagen in dem Brief weder irritierend noch missverständlich formuliert. Ich möchte das Angebot ausbauen für junge Leute und hierfür ein neues Konzept durch eine Umfrage auf den Weg bringen. Das ist die Quintessenz. Kann man aber natürlich auch bewusst missverstehen, wenn man das will. Jedenfalls hat mich das JFZ nicht zuvor kontaktiert und mal gefragt, wie ich das gemeint haben könnte, obwohl die Vorgehensweise im Sinne der Sache gewesen wäre.

Stattdessen setzte das JFZ einen Instagram-Post ab, in dem es sich irritiert über meine Aussagen zeigt. Was genau allerdings an meinen Aussagen irritierend sein soll, ließen sie offen. In dem Post lobten sie indirekt auch Herr Golde und Herr Ruhle, was mich schon etwas stutzig machte. Schließlich sollte sich ein Verein ja neutral verhalten. Die JFZ-Verantwortlichen luden mich dann zu einem Gespräch ein, dem ich gerne nachkam. Das Gespräch war sehr offen und konstruktiv. Ich habe erläutert worum es mir geht und habe auch aufgezeigt, dass das JFZ von der Stadt mehr Mittel bekommen könnte. Schon 2018 wandte sich das JFZ wegen rund 20.000 Euro an die Stadt und bekam von den Fraktionen die Mittel auch bewilligt. Ich finde, dass das viel zu wenig ist. Wir leisten uns üppige Kulturausgaben, die aber im Schwerpunkt eine bestimmte bürgerliche Klientel bedienen. Das JFZ bekommt in der Relation dazu Peanuts. Dass dann ausgerechnet Golde und Ruhle vom JFZ positiv genannt werden, obwohl die seit Jahren politische Verantwortung tragen und mindestens Golde mitverantwortlich ist für das „ausbaufähige Programm“, kann ich mir persönlich nur mit Kandidatenunterstützung erklären.

Interessanterweise waren die JFZ-Verantwortlichen nach unserem Treffen am Mittwoch, 28.10. nicht bereit einen zweiten Post über das Ergebnis des positiven Gesprächs abzusetzen, was mein Eindruck, dass es hier um Kandidatenunterstützung und die politische Einflussnahme ging, nur verstärkte. Zu unserem Gespräch gab es dann eine kleine Insta-Story, die aber bekanntermaßen nach 24 Stunden automatisch wieder gelöscht wird.

Jedenfalls hat die MOZ vor dem Termin mit dem JFZ getitelt „Neuruppiner Bürgermeisterkandidat Güldener irritiert das JFZ mit Briefen an Jugendliche“. Warum der MOZ gerade dieses Thema einen kompletten Artikel wert ist, anstelle von vielen anderen Themen, wird wohl ein Geheimnis der MOZ bleiben. Doch als wäre das nicht genug, legt die MOZ nun nach. In einem höchst tendenziösen Bericht, erwähnt sie nur am Rande die Ergebnisse des Gesprächs vom Mittwoch, verbreitet aber Falschaussagen und allerlei Mutmaßungen, ohne mit mir gesprochen zu haben. Der Redakteur Brian Kehnscherper sinniert in seinem Artikel mit der Überschrift „Tücken des Wahlkampfes“ darüber, dass ich angeblich zurückgerudert sei gegenüber dem JFZ. Ich bin überhaupt nicht zurückgerudert. Im Gegenteil, richtig ist: Das JFZ sagte im Gespräch selbst, dass das Angebot ausbaufähig sei. Um das umzusetzen, braucht man aber mehr Geld und Personal. Nichts anderes ist meine Position!

Doch anstatt über das Gespräch sachlich zu berichten, gibt Kehnscherper ungefragt Wahlkampftipps und meint sich in hypothetischen Ergüssen zu produzieren. Er schreibt, dass ich ja Glück habe, dass sich von den Museumsmitarbeitern keiner beschwert habe, weil ich von dort das Geld für das JFZ abzweigen wolle. Davon abgesehen, dass es den Museumsmitarbeitern frei steht mich für meinen Vorschlag zu kritisieren, bleibe ich bei meiner Aussage, selbst wenn sie protestieren werden. Die weiteren hypothetischen Aussagen, ich müsse dann auch bei anderen Interessengruppen immer weiter zurückrudern, sind so abwegig, dass man eigentlich nur darüber lachen kann, wenn es nicht so ernst wäre. Wie heißt es so schön: „Wer nach allen Richtungen offen ist, der ist nicht ganz dicht.“ Wenn ich fände, dass Golde alles richtig gemacht hätte und in Zukunft richtig macht, ja dann bräuchte ich auch nicht zur Wahl antreten.

Der Tipp von Kehnscherper: „Man sollte also lieber nicht zu weit vorpreschen im Wahlkampf. Im Zweifel sollten die Kandidaten darauf warten, bis sie gefragt werden“, zeigt ein zutiefst fragwürdiges Verständnis von Demokratie und Journalismus. Bürgermeisterkandidaten müssen also bitteschön warten, bis sie gefragt werden, bevor sie mit eigenen Vorschlägen in die Öffentlichkeit dürfen oder was? Anmaßender geht es kaum. Es fehlt eigentlich nur noch, dass Herr Kehnscherper fordert, dass man sich eine Genehmigung für eine Äußerung abholen müsse. Noch peinlicher ist dann der letzte Absatz, in dem Herr Kehnscherper den Tipp gibt, wie Mitbewerber Arndt zu argumentieren. Der habe nämlich auf die Frage, wo man den Rotstift bei einer schwierigen Haushaltslage ansetzen würde, damit geantwortet, dass es sich um eine sehr destruktive Frage handele. Im Kern hat Arndt die Frage somit nicht beantwortet und es offen gelassen, wo er den Rotstift ansetzen würde – während alle anderen Kandidaten die Frage beantworteten. Dass ein Journalist mir also empfiehlt eine Frage nicht zu beantworten, anstatt klar Farbe zu bekennen, eine Antwort zu geben und den Bürgern draußen zu sagen, was ich vorhabe und woran sie bei mir sind, ist schon irgendwie absurd.

Ob diese ganze Posse ihren Grund darin hat, dass der verfassende Redakteur Brian Kehnscherper, laut sehr gut unterrichteten Quellen, Mitglied der SPD Neuruppin ist und mit mir einen gefährlichen Konkurrenten aus dem Rennen nehmen will, ist natürlich hypothetisch, aber der Eindruck kann sich schon aufdrängen. Fakt ist: Der Text hat mehr als ein bitteres Geschmäckle – und ich werde eine Richtigstellung von der MOZ verlangen!

Zusammengefasst soll ich also nicht vorpreschen und abwarten bis ich gefragt werde, und wenn ich gefragt werde, soll ich doch bitte keine klare Antwort geben. Wenn man nochmal Revue passieren lässt, dass der Ausgangspunkt ein positives Schreiben an junge Leute war und sieht was daraus gemacht wurde, dann ist völlig offensichtlich, dass es hier nicht um die Sache ging, sondern mich als Kandidat zu diskreditieren.

Ach ja und für den Fall, dass der Text im Nachgang zur Glosse erklärt wird, was die MOZ gerne mal macht, bitte ich vorsorglich schon mal darum auch eine Glosse über andere zu schreiben. Aber Entschuldigung, damit bin ich ja vorgeprescht und habe nicht gewartet bis ich von Ihnen gefragt wurde. Also lieber Herr Kehnscherper: Können Sie mich bitte fragen? Aber bitte rechnen sie damit, dass ich entgegen Ihrer Empfehlung, eine klare Antwort gebe! Danke.

Richtigstellung:

Die MOZ schreibt: „Dass Wahlkampf auch nach hinten losgehen kann, musste der Neuruppiner Bürgermeisterkandidat Michael Güldener in dieser Woche erfahren“.

Richtig ist: „Der Wahlkampf ist nicht nach hinten losgegangen. Vielmehr soll die tendenziöse Berichterstattung der MOZ den Eindruck vermitteln als sei es so. Denn der Brief an junge Leute – und das ist der ursächliche Gegenstand der Berichterstattung – hat überwiegend positive Resonanz“

Die MOZ schreibt: „(…), dass die Jugendarbeit im Jugendfreizeitzentrum (JFZ) ausbaufähig sei“ (…) Daraufhin ruderte Güldener zurück.

Richtig ist: „Ich bin weder zurückgerudert noch werde ich zurückrudern. Die Aussage, dass die Jugendarbeit ausbaufähig sei, bekräftige ich hiermit und weise im Übrigen darauf hin, dass das JFZ zur gleichen Einschätzung kommt.

Die MOZ schreibt: „Wieder hätte er öffentlich erklären müssen, missverstanden worden zu sein, und sich hinters Museum stellen müssen“.

Richtig ist: Ich stehe hinter dem Museum, aber nicht in der üppigen Ausstattung, wie derzeit. Weiterhin hätte ich nicht erklären müssen missverstanden worden zu sein. Denn ich möchte die Ausgaben für das Museum reduzieren, völlig unabhängig davon ob die Mitarbeiter protestieren oder nicht.

Die MOZ schreibt: „Man sollte also lieber nicht zu weit vorpreschen im Wahlkampf. Im Zweifel sollten die Kandidaten lieber darauf warten, bis sie gefragt werden“.

Richtig ist: „Es ist mein demokratisches Recht und meine Pflicht Vorschläge zu unterbreiten, um den Menschen eine Wahlalternative bieten zu können. Weder muss ich hierauf warten, bis mich die MOZ fragt noch steht es der MOZ zu mir Tipps zu erteilen, dass ich nicht vorpreschen solle.

Die MOZ schreibt: „Was zu tun ist, wenn einem die Frage dann nicht passt, (….)“

Richtig ist: Was zu tun ist, ist meine Sache und nicht die Sache der MOZ. Im Übrigen halte ich hiermit fest, dass ein MOZ-Journalist mir als Kandidaten rät, eine gestellte Frage nicht zu beantworten.